Wieso? Weshalb? Warum?
Die Elisabeth-Aue ist ein Politikum. Die Vorstellungen über die Zukunft der Aue am äußersten Rand von Berlin bewegen sich zwischen landwirtschaftlicher Nutzung und überdimensioniertem Wohnungsbau. Dieses Spannungsfeld teilt sie mit anderen in städtischer Hand befindlichen Flächen Berlins.
Zwar gehört die Elisabeth-Aue geographisch zum Ortsteil Blankenfelde, aber - so das Bezirksamt Pankow in einer parlamentarischen Auskunft - der sozialräumliche Bezug und die urbane Anbindung sind zum Ortsteil Französisch Buchholz gegeben. Deshalb sind es vor allem deren Bewohner, die eine Vollbebauung ablehnen, weil sie eine Großwohnsiedlung wie das benachbarte Märkische Viertel im Bezirk Reinickendorf fürchten. Buchholz und vor allem Blankenfelde möchten gerne ihren dörflichen Charakter erhalten.
Berlin will Vorreiter für Klimaschutz sein, Grünflächen und Biotope schützen, grüne Infrastruktur ausbauen, Kleingärten sichern und derartiges mehr. Die Elisabeth-Aue ist von besonderer Bedeutung als Kaltluftschneise für das städtische Klima und als Rückzugsort für Fauna und Flora. Damit ist sie auch besonders geeignet als Fläche für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, wenn an anderer Stelle großflächige Versiegelungen und Verdichtungen geschehen.
Zugleich anerkennen die Bewohner rund um die Aue, dass der Wohnungsdruck in Berlin enorm hoch ist, weiter zunehmen wird und die Politik entsprechend liefern muss. Im Nordosten Berlins entsteht Wohnraum bislang vor allem durch Verdichtung. Daraus resultiert ein weiteres Problem: Die Einwohnerzahlen steigen, aber die Infrastruktur hält nicht Schritt. Das betrifft vor allem den Verkehr. Die mitunter verlautbarten Pläne sehen regelmäßig erst eine Wohnbebauung und danach die Umsetzung verkehrlicher Maßnahmen vor. Es müsste aber andersherum sein, zumal schon der jetzige Zustand nach Lösungen sucht.
Auch die Schulversorgung ist unzureichend. Zwar konnten in Französisch Buchholz nach Protesten 2016 endlich mehr Grundschulplätze geschaffen werden, aber es bedarf dringend einer Oberschule. Diese bräuchte eine gymnasiale Oberstufe, denn etwa zwei Drittel der Buchholzer Schüler erreichen die Gymnasialempfehlung.
Vor diesem Hintergrund haben sich am 15. Februar 2019 engagierte Bürgerinnen und Bürger aus Buchholz und den benachbarten Ortsteilen zusammengefunden, um eine konstruktive Alternative zur jetzigen Nutzung einerseits und zu einer Vollbebauung andererseits der Elisabeth-Aue zu entwickeln und zur öffentlichen Diskussion zu stellen. Das beschlossene Konzept sah einen "Kleingartenpark Elisabeth-Aue mit einer schonenden Randbebauung am Rosenthaler Weg durch eine dringend benötigte Oberschule mit gymnasialer Oberstufe" vor. In der Randbebauung sollen Kleingewerbe, ein Ärztehaus und Wohnungsbau in ortsüblicher Ausprägung etabliert werden. Die Idee für einen Kleingartenpark orientiert sich an Projekten für ein sog. Urban-Gardening.
Was ist seitdem passiert? Vor Ort jedenfalls nichts. So belegt weiterhin lediglich eine Flüchtlingsunterkunft einen Teil der Elisabeth-Aue. Ob und wie es weitergeht, dürfte sicherlich durch die herannahende Berliner Wahl im Herbst 2026 beeinflusst werden.